steirische berichte Heft 4/2023 – Zeitschrift für Bildung und Kulturarbeit

steirische berichte 4/2023

der Zukunft gewidmet

Aus diesem Heft …

Wohin wir gehen

„Wohin wir gehen“ ist das Generalmotto dieser Ausgabe der „steirischen berichte“. Wie gestalten wir unsere Zukunft, was ist uns heute wert genug, um auch morgen noch Gültigkeit zu haben?

Von Ingeborg Bachmann, deren 50. Todestag vor wenigen Wochen mit großem Interesse medial inszeniert worden ist, gibt es wohl keinen Gedanken, der öfter zitiert wurde als jener, dass die Wahrheit dem Menschen zumutbar sei. 1959 in
ihrer Dankesrede für den Erhalt des hoch angesehenen „Hörspielpreises der Kriegsblinden“ so formuliert, wurde dies, vor allem auch in der dem Text folgenden Rezeptionsgeschichte, als Plädoyer für einen offenen und schonungslosen Umgang mit der damals jüngeren Geschichte verstanden, als Appell, Verdrängen nicht mit Verschonen zu verwechseln,
das Zumutbare als das notwendig Aushaltbare anzunehmen.

Fast ein dreiviertel Jahrhundert später fremdeln wir weniger mit der „Zumutung“ als mit dem Erheben eines Anspruchs auf „Wahrheit“. Das allgegenwärtige Downgrading der Erkenntnis zum Narrativ, der Wirklichkeit zum Konstrukt, mag philosophisch durchaus nachvollziehbar und berechtigt sein, doch die Erfahrung des Zweifels muss nicht zwingend in die Verzweiflung führen. Das wird auch bei der Re-Lektüre des angesprochenen Bachmann-Textes offensichtlich,
wenn sie davon spricht, dass ein uns Orientierung gebendes Ziel, dem wir uns nähern, sich zugleich „noch einmal entfernt“.

Von Alexander Kluge gibt es die weise Beobachtung vom „Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit“. Wir haben Angst davor, unsere Bilder von der Zukunft zu formulieren, weil sie einer toxisch gegenwartsverliebten Gesellschaft nicht ins Heute passen. „Mutig in die neuen Zeiten“ taugt als Filmtitel bestenfalls noch zur Verklärung von Vergangenem.

Die Zukunft ist eine Zumutung, ja, aber „zumutbar“ ist viel mehr als „aushaltbar“. Die Zukunft mutig in Angriff zu nehmen, steckt in diesem Wort zumindest ebenso sehr. Diese „steirischen berichte“ können und sollen daher auch als ein Patchwork solcher „Zumutungen“ gelesen werden.

Hans Putzer


Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Foto rechts oben: © Foto Fischer
Titelfoto: Alfred Wickenburg, Steirischer Sonntag, 1968
Öl auf Leinwand, 100 x 140 cm, Neue Galerie Graz (Inv. Nr. I/1511)
Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

zum geleit.

S3: Zukunft als Zumutung
von Hans Putzer

am titel.

S3: Alfred Wickenburg

standpunkt.

S4: Isolde Seirer-Melinz

wo wir stehen.

S4: Wohin mit der Kunstgeschichte
von Margit Stadlober

S6: „Ist das Archäologie oder kann das weg?“
von Susanne Lamm

S8: Bewaffnete Konflikte, Kulturgut und sein Schutz
von Nicole Gruber

S10: Wohin Museen gehen
von Evelyn Kaindl-Ranzinger

S11: Der freie Gedanke entsteht durch mutiges Denken
Isolde Seirer-Melinz im Gespräch mit August Schmölzer

S14: Wie regional und steirisch kann ChatGPT sein?
von ChatGPT

zukunft gemeinden.

S16: Frauen stärken heißt: Lebensräume schaffen
Marlene Münzer

bau kultur.

S24: Fachexkursion steirische Eisenstraße
von Christian Haas

wissenschaft.
kunst.
kultur.

S28: Satellit ortet Borkenkäfer
von Gertraud Hopferwieser

S30: Die universitäre Pneumologie in Österreich
von Horst Olschewski

S32: Der Mut, das Weite zu suchen
von Christian Teissl

S34: Das Buchhaus in Geistthal
von Edith Ottenbacher

S36: Der Alte Tanzsaal – vom Schandfleck zum Kulturjuwel
von Claudia Tatschl und Fiona Tatschl

gelesen.
gehört.
gesehen.

S38: Reich an Stoff, reich an Ordnung …
von Monika Primas

S38: Die „Murbodner“ als steirisches Kulturgut
von Isolde Seirer-Melinz

S39: Verrucht, verurteilt, unvergessen
von Marlene Münzer

S39: Gewinnspiel

S39: Impressum

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